Ovation Al Di Meola Signature Gitarre Custom Legend 1769-5 AD

Edle Versuchung

ein Test von Hansi Tietgen

Schon in den frühen siebziger Jahren, einer Zeit in der die Mauer zwischen Jazz und Rockmusik zwar die ersten Brüche aufwies, die meisten Rocker sich aber dennoch hauptsächlich mit dem Abarbeiten purer Blues-Scale Lix zufrieden gaben, während Jazz-Gitarristen sich in vergeistigten Chromtic-Lines verloren, war es Al DiMeola der mit einer Les Paul und einem Marshall bewaffnet auch die letzten Skeptiker davon überzeugte, dass Rock und Jazz keine Gegensätze sein müssen, sondern sich zu einem aufregenden Cocktail vermischen lassen. Doch auch im Akustik-Biz setzte Al Maßstäbe: Und schon damals feierte er seine rasiermesserscharfen Runs auf Instrumenten mit dem Ovation-Logo.


Mit dem Al DiMeola Signature Modell stellte Ovation vor gut 10 Jahren eine Gitarre vor, die dem Ausnahmegitarristen in allen Spezifikationen auf den Leib geschneidert war. Und als Longtime-Lover der Gitarren mit dem Roundback und der elektroakustischen Auslegung, hatte Al diese Auszeichnung seinerezeit ganz sicher verdient! Mit der uns zum Test vorliegenden Version präsentiert Ovation jetzt ein Update der Edelklampfe, inklusive überarbeitetem Preamp (OP-Pro) und Pick-Up (OCP-1).

Genau wie bei allen Gitarren aus dem Hause Ovation, besteht auch der Roundback der 1769-5 AD aus einem Verbundstoff, der sich überwiegend aus natürlichen Materialien zusammensetzt und eine Fiberglas ähnliche Struktur aufweist. In Sachen Dimensionierung setzten Al und die Designer auf die akustischen Eigenschaften eines tiefen "Roundbacks" (Deep Bowl). Die Abmessungen des Korpus stellen die ideale Kombination aus hervorragenden akustischen Eigenschaften und Feedback-Resistenz im verstärken Betrieb bereit. Müßig zu erwähnen, dass der Korpus der Axt mit einem sehr tief ansetzenden Cutaway ausgestattet ist der Al die Möglichkeit gibt, auch die höchsten (22.) Bünde mit seinen heißen Lix zu überziehen. Und dem steht auch der sehr gefällig gestylte Hals/Korpus-Übergang (im wahrsten Sinne des Wortes) nicht im Weg.

Das Ovation A-Bracing verläuft in Längsrichtung, also mit der Holzfaser, lediglich um das Schalloch herum sind kleine Kreuzstreben notwendig.

Die massive Decke der "Al Di Meola" wurde aus hochwertiger Sitka-Fichte der Güteklasse AAA gefertigt und -ovationtypisch- mittels eines Kunststoff-Spritzgussrings sicher mit dem Bowl verbunden. Neben einer optimalen Festigkeit sorgt das Fertigungsdetail dafür, dass sich die Schwingung während des Spiels optimal bis an die Ränder der Decke ausbreiten kann. Womit wir beim Thema wären: Den optimalen Kompromiss aus Decken-Stabilität und Ansprache erreichten die Designer durch den Einsatz eines sogenannten Ovation A Type Bracings. Das speziell auf die Bedürfnisse einer "Mittelschalloch-Decke" angepasste Beleistungspattern sorgt für eine haltbare, feste Decke, ohne das man in Sachen Dynamik, Abbildung subtiler Spieldetails und geliefertem Klangspektrum Abstriche machen müsste. Soviel zu den inneren Werten. Aber auch rein optisch betrachtet kann sich die Decke sehen lassen. Das rassig schwarze Finish der "Axt" ist perfekt gemacht und harmoniert auf´s feinste mit dem aufwendigen Decken-Binding und der wunderschönen Schallloch-Rosette. Das Binding besteht aus winzigen Abalone-Parts die von Hand gelegt und angepasst wurden. Flankiert wird der Edel-Streifen, durch zwei Schichten aus weißem Kunststoff. Und egal wie man sich der kritische Tester auch bemühen mag: Hier sind keine Unregelmäßigkeiten zu finden. Die Ausführung ist handwerklich perfekt. Das gilt natürlich auch für die Intarsien-Arbeit, die das Schalloch verziert.

Die Bridge der Gitarre besteht aus "saftig", dunklem Ebenholz. Die Saiten werden von hinten durch die Basis geführt und laufen über einen Kunststoffsteg mit separaten Auflagen für jeden der sechs "Drähte". Die jeweilige Positionierung der Auflagen ist individuell auf die Bedürfnisse der einzelnen Saiten abgestimmt und garantiert eine optimale Oktavreinheit der Klampfe- auch in den hohen Lagen. Unterhalb des Stegs verbirgt sich das Herzstück des elektroakustischen Teils der Gitarre: der neue OCP-1 Pick-Up, der legitime Nachfolger des legendären High Z Tonabnehmers. Durch seine relativ breite Bauweise und sechs separate Piezo-Elemente ist der Pick-Up in der Lage, ein extrem durchsetzungsfähiges, differenziertes Signal abzuliefern.

Sein kongeniales Gegenstück, der neu designte OP Pro Preamp, ist perfekt auf das vom OCP-1 PU gelieferte Signal abgestimmt und findet -bedientechnisch günstig- in der "Zarge" der Bowl platz. Die frisch überarbeitete Version des, wegen seines Durchsetzungsvermögens von Al Di Meola bereits in der "Ur-Version" überaus geschätzten OP24 Preamps, wurde technisch weiter verbessert und kommt mit einem integrierten Stimmgerät, inklusive praktischem LED Display. Die Tuning-Funktion lässt sich per Tune-Knob aktivieren. Anders als bei den anderen OP-Preamp Versionen, bei denen das Ausgangssignal während des Stimmes stumm geschaltet wird, hat man beim OP-Pro, dem Wunsch des Meisters folgend, auf ein entsprechendes Feature verzichtet. Mr. Meola vertraut beim Stimmen "On Stage" lieber auf den guten, alten Volumen-Regler. Anhand eines 3-Band EQs (Low,Mid,Hi) lässt sich das ausgegebene Signal an persönliche Vorlieben und die Ansprüche des jeweiligen Einsatzgebiets anpassen. Ein spezielles Feature des OP Pro ist der sogenannte Pre-Shape Switch. Die Klangregelung des "OP" wurde so getuned, dass sie bei aktiviertem Preshape den typischen Al Di Meola Sound abliefert. Deaktiviert und bei neutralem 3-Band EQ versorgt der Preamp mit einem Sound, der in enger Zusammenarbeit mit der Singer/Songwriterin Melissa Etheridge entstand. Genau wie alle anderen neuen OP Preamps, lässt sich auch der OP Pro per Knopfdruck aus der Zarge entfernen. Ein nötig werdender Batteriewechsel ist so schnell erledigt. Ein weiteres elektronisches Signature-Feature der Al Di Meola Ovation ist der sogenannte Lead-Switch. Ein Druck auf den, neben dem oberen Gurtpin untergebrachten "Hot-Spot" boostet das Ausgangs-Signal um 4dB und sorgt so für Extra-Durchsetzungsvermögen - ideal für das nötige Power-Plus beim Solieren .

Der Hals

Der Hals der "Al" ist 5-teilig und wurde aus Ahorn und Mahagoni gefertigt. Der mehrschichtige Aufbau garantiert eine optimale Stabilität und Verwindungs- Resistenz. Zusätzlich dazu sorgt der legendäre Kaman Bar für Steifigkeit und eine dauerhafte, präzise Justierbarkeit der Halskrümmung. Das Griffbrett besteht aus dunklem Ebenholz und ist weiß eingefasst. Die 22 Bünde im Mediumjumbo-Format sind an den Griffbrettkanten handschmeichelnd abgerundet und perfekt abgerichtet. Rauten-, und punktförmige Abalone-Inlays setzen im dunklen Griffbrett optische Akzente und sorgen für den nötigen "Lagendurchblick". Das Shaping des Halses ist ein weiteres Signature-Feature der 1769-5 AD und wurde perfekt an die Bedürfnisse des Maestros angepasst. Es entspricht einem flachen D und liegt phantastisch in der Hand. In Verbindung mit der sehr flachen Saitenlage begeistert die "Al" so mit einer unglaublichen Bespielbarkeit, ohne das man zu irgendeinem Zeitpunkt Angst haben müsste, dass ein härteres Anschlagen der Saiten zu unangenehmem Scheppern führen könnte. Die Performance der Gitarre bleibt zu jeder Zeit "nebengeräuschfrei".

Kommen wir zur Kopfplatte. Sie kommt im typischen Ovationstyling und ist in "Wagenfarbe" gefinished (matching Headstock). Seiten und Rückseite bleiben unlackiert. Ein Original-Autogramm Al Di Meolas, aufgebracht in 24 Karat Gold, weist die Axt unmissverständlich als Signature-Modell aus. Auch das Ovation Logo erstrahlt in edlem Gold. Und weil man sich bei einem so edlen Stück wie der 1769 nicht lumpen lassen möchte, hat man auch die geschlossenen Mechaniken mit Perloid-Knöpfen und einer 24 K Goldauflage bedacht. Das die sechs Stimmspezialisten nicht nur gut aussehen, sondern auch ihren Job perfekt und präzise erledigen, muss man sicher nicht gesondert erwähnen.

Die Praxis

Dank des voluminösen Korpus liefert die "AL" schon unverstärkt gespielt einen sehr ausgewogenen, durchsetzungsfähigen Sound, der problemlos in der Lage ist in jeder "akustischen" Situation zu bestehen. Dabei ist die "Natur-Performance", trotz der Auslegung als elektroakustisches Instrument, erstaunlich komplett. Geschlagene Akkorde kommen seidig und homogen. Fingerpickings sind laut genug, um auch gegen stimmgewaltige "Sangesbrüder" souverän bestehen zu können. Der hervorragende Eindruck, setzt sich auch verstärkt gespielt fort. Das Gespann aus OCP-1 Piezo Pick-Up und OP Pro Preamp ist problemlos in der Lage, selbst subtile Spieldetails eins zu eins rüberzubringen. Vorbei ist die Zeit in der bei Piezoabnahmen harsche "Untertöne" die Soundsuppe versalzt haben. Und das gilt, wie soll es bei der Signature-Gitarre eines Picking-Experten wie Al Di Meola anders sein, auch uneingeschränkt für das Spiel mit dem Plektrum. Selbst bei exzessivem Picking werden Anschlaggeräusche unauffällig übertragen und stören den Gesamteindruck in keiner Weise. Gerade in Meolas Paradedisziplin, dem Spielen rasanter Single-Lines, ein wichtiges Attribut. Entsprechend einfach gestaltet sich auch das Aufnehmen der 1769. Einfach mit Hilfe eines Klinken-, oder XLR-Kabels mit dem Mischpult verbinden, kurz pegeln und schon kann´s los gehen. Die Klangregelung des OP Pro eignet sich ideal zum Anpassen des Sounds an den persönlichen Geschmack. Auch wir haben bei der Aufnahme-Session zu unserem Gear Check Audio den EQ des Pults nicht angefasst und alle anfallenden Einstellarbeiten ausschließlich mit dem Preamp erledigt. Aber noch kurz etwas zu den rasanten Lix: Die Bespielbarkeit der Gitarre ist wirklich absolut hervorragend. Der Hals liegt perfekt in der Hand und die Saitenlage kann sich sehen lassen. Trotz des werksseitig aufgezogenen 12er Satzes werden hauptberufliche E-Gitarreros keine Probleme haben ihre mühsam studierten HiSpeed Picking-Lix auch akustisch perfekt rüberzubringen. Tatsächlich spielt sich die "Al" wie eine (gute) E-Gitarre.

Fazit

Mit dem aktuellen Update der Al Di Meola Signature Gitarre 1769 ist es Ovation gelungen, eine Gitarre aus der Taufe zu heben, die in wirklich allen Disziplinen überzeugen kann. Ihre Ansprache ist direkt und präzise, ohne zu irgendeinem Zeitpunkt hart und "zu direkt" zu wirken. Dank der hervorragenden Qualität der verwendeten Hölzer und der tiefen Bowl können sich schon die "akustischen-Werte" der Gitarre hören lassen. Auf der elektroakustischen Seite erledigt das Gespann aus OCP-1 Piezo Pick-Up und OP Pro Preamp seinen Job absolut überzeugend. Egal ob "On Stage", im Proberaum oder Studio: Die Abnahme der Gitarre gestaltet sich stress-, und aufwandsfrei. Das perfekt an die Spielgewohnheiten von Heißsporn Meola angepasste Hals-Shaping unterstützt alle Stilistiken und macht die "Bedienung" der Gitarre zu einem echten Erlebnis. Aber auch optisch kann sich die 1769 sehen lassen. Finish, Inlays und Verarbeitung (größtenteils Handarbeit) bewegen sich auf allerhöchstem Niveau und rechtfertigen den Preis der "Al". Schließlich ist das Instrument mittlerweile bereits ein begehrter Klassiker, der - dank massiver Fichten-Decke der Güteklasse AAA - über die Jahre mit immer besseren akustischen Leistungen aufwarten kann .

Specs
  • Modell: Al Di Meola Signature 1769-5 AD Elektro-Akustik Gitarre
  • Hersteller:Ovation, U.S.A.
  • Korpus: Deep Bowl Lyrachord Roundback mit Cutaway
  • Decke: massive Sitka-Fichte Güteklasse AAA
  • Beleistung: Ovation A-Type Bracing
  • Rosette und Binding: Abalone
  • Bridge: Ebenholz
  • Hals: 5-teilig, Ahorn/Mahagoni
  • Shaping: flaches D
  • Griffbrett: Ebenholz mit Abalone Inlays
  • Mensur: 25 1/4 "
  • Bünde: 22, mediumjumbo
  • Mechaniken: geschlossen, 24 K vergoldet, mit Perloid Knöpfen
  • Pick-Up: OCP-1 PU
  • Preamp: OP Pro
  • Special: Lead Switch Booster
  • Preis: 3320 Euro u.v.P., inklusive Ovation Luxuskoffer

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