Drohpotential -

Die Gibson SG Menace -

ein Test von Hansi Tietgen

Die SG Bauform wurde von Gibson im Jahr 1961 ursprünglich als Nachfolger für die Les Paul Standard entwickelt. Auffälligstes Design-Merkmal der neuen Gitarre war ein radikal überarbeiteter Korpus. Er bestand nicht nur komplett aus Mahagoni, (bei der Les Paul aus Mahagoni, mit Ahorn-Decke) sondern war auch noch wesentlich dünner und somit leichter als der Body der legendären Verwandten. Außerdem besaß die später „SG“ getaufte Gitarre zwei minimal versetzte, scharf angeschnittene Cutaways. Das neue Design wurde aus dem Stand ein Erfolg und ist nicht umsonst das einzige Modell im Gibson-Programm, das seit seiner Veröffentlichung ohne Unterbrechungen gebaut wird. Und Dank kompromissloser User wie Angus Young oder Tony Iommi und einer stetig wachsenden Fangemeinde, gehört die coole Axt heute zu den ganz großen Symbole der Rock-Musik. Mit der neuen Menace SG unterstreichen die Boys 'n' Girls aus Nashville/Tennessee den Status des Instruments als ultimatives Rock-Tool und präsentieren eine Variante bei der selbst eisenharte Rocker feuchte Augen kriegen dürften.

Menace; Menace das heißt doch... ein verstohlener Blick ins Wörterbuch beseitigt alle Unklarheiten. Menace = Gefahr, Bedrohung Schon der Nachname der neuen SG Variante macht also unmissverständlich klar, was abgeht. Obwohl Gibson die Gitarre wahrscheinlich auch Daisy (Gänseblümchen) hätte taufen können. Bei dieser Optik würden sich Rocker die SG trotzdem bereitwillig um den Hals hängen. Die Basis für das knackige Erscheinungsbild der Gitarre bildet ein klassisch geformter und im kultigen Flat Black lackierter SG Mahagoni- Body. Erster Menace-Hingucker ist eine in die Korpus-Zarge gefräste Nut – auf der Unterseite vom Cutaway bis zum Endpin durchlaufend, oben im Bereich des Cutaways startend, an der Korpusrundung unterbrochen und dann ebenfalls bis zum Endpin reichend. Ein weiteres stylishes Signature-Feature der Menace ist das einschichtig schwarze Schlagbrett mit drei Parallel-Fräsungen durch die die Decke des Bodies sichtbar ist. Das Schlagbrett hat aber noch mehr zu bieten: Es ist die Heimstatt von Menace-Feature Numero 3 : Den Gibson Humbuckern 490R und 498T im Special Smoky-Coil Design. Die Spulenkörper der beiden supercool designten Pickups sind transparent, so dass man beim „Abspulen“ seiner Riffs einen ungehinderten Blick auf die Innereien und den „glühenden“ Wicklungsdraht hat. Doch damit nicht genug Design: Die Pole-Pieces sind, passend zum 3-Wege Toggle-Switch und der Anschluss-Buchse, messingfarben. Das Ergebnis ist absolut gelungen und hat einen wesentlichen Anteil am Erscheinungsbild der Menace.

In Puncto Technik und Sound sind die Tonabnehmer mit den bewährten Standard-Modellen identisch. Der 490R ist das moderne Äquivalent zum beliebten '57 Classic Pickup. Durch eine leichte Verstärkung im Bereich der Hoch-Mitten und die Verwendung von Vintage Alnico2 Magneten, liefert der Tonabnehmer einen zeitgemäßen, unwiderstehlichen Humbucker-Sound. Der mit Vintage Alnico V Magneten ausgerüstete 498T in der Bridge-Positon ist heißer gewickelt und wird so zum idealen Partner für druckvolles Riffing und knallende Soli (siehe auch Praxis).Geschaltet werden die Beiden über den eben schon erwähnten 3-Wege Toggle-Switch in angestammter SG-Position. Die Performance-Control übernehmen je ein Volume- und Tone-Regler pro Pickup (Black Speed Design). Auch in Sachen Hardware setzt die SG Menace auf bewährte Qualität. Hier kommt eine Kombination aus Stop-Tailpiece und Tune-O-Matic Bridge zum Einsatz – in schwarz versteht sich!

Der Hals

Der in Flat Black lackierte Mahagoni-Hals kommt im komfortablen 60's Shaping. Das Griffbrett besteht aus sehr dunklem (fast schwarzem) Madagascar Heather Ebenholz. Die gibsontypische 628mm Mensur wird durch 22. Medium Jumbo Bünde (leicht messingfarben schimmernd) in musikalische Häppchen unterteilt. Die Bünde sind sehr sauber eingesetzt und abgerichtet. Kleine Dot-Inlays in der Sichtkante des Griffbretts sorgen dafür, dass man sich beim Abrocken nicht verirrt. Und wo wir gerade bei den Inlays sind: Auch in dieser Hinsicht hat das Griffbrett ein „böses“ Menace-Designstückchen zu bieten: Ein, aus Messing gefertigtes Inlay in Form eines Schlagrings – knock out! Bleibt uns noch die Kopfplatte. Sie ist ebenfalls Flat Black lackiert und kommt im klassischen Gibson-Shaping. Hingucker ist ein neu gestaltetes Tattoo-style Gibson-Logo - mit Herz und Spinnweben. Die Glocke, die die Fräsung für die Halsstellschraube abdeckt, ist schwarz. Genau wie die verwendeten Black-Chrome Grover Kidney Mechaniken und der Sattel.

Die Praxis

Ein Blick in den Spiegel und schnell wird klar: Diese Gitarre macht cool! Das Design des Instruments ist wirklich gelungen und wird auch Gitarristen die nicht der IG Metall angehören, richtig gut stehen. Dank der typischen SG-Konstruktion zieht die Menace nur mäßig am Gurt – längere Gigs, mit zahlreichen Zugaben, lassen sich so locker und ohne anschließende Schultersteife absolvieren.

Der akustische Grundsound der Gitarre ist SG-typisch: Relativ laut, mit einem sehr schnell anspringenden Ton und langem Sustain. Der Hals der Menace liegt angenehm in der Hand – Saitenlage und Bespielbarkeit sind erste Sahne. Hier können Rocker ihre messerscharfen Riffs und Leads komfortabel herunter kurbeln. Ganz nebenbei sieht der „Arbeitsplatz“, mit seinem schwarzen Ebenholzgriffbrett und den messingfarben schimmernden Bünden, klasse aus und steht in einem attraktiven optischen Kontrast zu den silbrig glänzenden Saiten. Da möchte man gleich loslegen. Na, dann tun wir das doch auch! Und was eignet sich besser zum Testen einer Gibson SG als ein zünftiges Marshall TSL 100 Stack?!

Im Lead-Channel spielt die Menace ihre ganze Souveränität aus. Mit auf D heruntergestimmter E-Saite und aktiviertem 498T geht es richtig zur Sache. Der Sound ist dicht und fett, ohne dabei auch nur ansatzweise muffig oder undifferenziert zu wirken. Die Gitarre macht ihrer rockenden Abstammung alle Ehre! Aber nicht nur Riffer werden die beschriebenen Eigenschaften zu schätzen wissen. Auch im Lead-Einsatz ist die Menace eine Macht. Die erstklassige Bespielbarkeit tut den Rest und lässt den User ans Limit seiner Möglichkeiten gehen. Der Sound ist durchsetzungsfähig und obertonreich,mit einer ordentlichen Portion Sahne und jeder Menge Sustain. Und mit der SG Menace kann man nicht nur rocken. Auch in einer Pop-Produktion wird man ganz locker einen Top-Job abliefern können. Der positive Eindruck setzt sich auch nach dem Umschalten auf den 490R in der Hals-Position fort. Der Sound des Pickups ist dicht und ausgewogen, mit stattlichen Obertönen – ideal für exzessive Leadwork. Dabel liefert der Pickup genügend Power um selbst lange Legato-Linien möglich zu machen. Im Clean-Modus entpuppt sich der 490R als die erste Adresse für alle Arten von Rhythmus-Sounds. Egal ob man aus dem Vollen schöpften und komplette Akkorde im Strumming-Stil schrubben, oder arpeggiomäßig anbieten will – die SG macht alles mit. Und wenn man es etwas knackiger mag, dann zappt man den Toggle-Switch in die Mittelstellung und genießt beide Pickups im Parallelflug.

FAZIT

Das Menace-Design, mit seinen perfekt abgestimmten Details und edlen Zutaten, ist absolut sehenswert – und trotz einer gehörigen Portion „Darkness“ - nicht nur für Metaller ein Thema. Sounds und Bespielbarkeit der Gitarre sind großartig. Auch hier kommen harte Rocker genauso auf ihre Kosten, wie Allrounder, die nach einer Gitarre mit „Attitude“ suchen. Alles in allem ist die neue Menace eine durchweg gelungene Variante zum Dauer-Thema SG und setzt einen weiteren attraktiven Akzent im Gibson Angebot - ohne dafür krampfhaft Neues suchen zu müssen. Good Job!

Specs

  • Korpus: Mahogani
  • Hals: Mahogani, Profil 60s-Style
  • Griffbrett: Ebenholz
  • Mensur: 628mm
  • Bünde: 22
  • Halsbr.: Sattel:1.695 12.Bd.:2.260
  • Inlays: Messing Schlagring
  • Hardware: Black Chrome
  • Tailpiece: Stop Bar
  • Bridge: Tune-o-matic
  • Regler: Black Speed
  • Mechaniken: Black Chrome Grover Kidney
  • Hals-Pickups: 490R Smoky Coils mit Messing Pole-Pieces
  • Bridge Pickups: 498T Smoky Coils mit Messing Pole-Pieces
  • Regler: 2xVolume, 2xTone, 3-Wege Pickup-Wahlschalter
  • Preis: 1.042,84 € (uvp.) inkl. Gigbag

Planet Guitar Home
Zum PG - Forum
Test Archiv
© 2006 Planet Guitar