Die Zeiten, in denen die Fans von Jeff Beck viele Jahre auf ein neues Album ihres Helden warten mussten, scheinen vorüber, denn nach dem 99'er Who Else!-Album, liefert Jeff jetzt bereits einen Nachschlag. Beim Hören seines aktuellen Werks You Had It Coming wird klar, dass Beck den mit Who Else! eingeschlagenen Weg auch auf dieser Scheibe konsequent weiterverfolgt. Er kombiniert Loops und Dance-Grooves mit seiner urtypisch-beck'schen Spielweise und man muss sagen: Es funktioniert. Schon der aus der Feder von Jennifer Batten stammende Opener Earthquake zeigt, dass ein Musiker von Jeffs Kaliber sich in jeder Stilistik zu Hause fühlt. Das vertrackte Riff im Crossover-Stil geht tierisch los und wird durch seine Signature Licks zum Original. Das sich elektronische Komponenten und Dance Grooves sehr gut mit dem Sound der E-Gitarre mischen, zeigt die zweite Nummer Roy's Toy. Beck tritt den Beweis an, das man als Gitarrist durchaus genre-übergreifend tätig werden kann, ohne Gefahr zu laufen seine Identität zu verlieren. Ein weiteres gutes Beispiel für diese Tatsache liefert der Song Nadia, des indischen Musikers Nitin Sawhney. Um das asiatischen Flair des Song-Themas zu unterstreichen, setzt Jeff auf den exesseziven Gebrauch des Tremolo-Systems seiner Fender Strat. Hintergründig treibende Percussion und flächige Keyboardsounds sorgen für ein unterschwelliges Rave-Feeling. Fans des Bodenständigeren kommen in dem Blues-Klassiker Rollin' and Tumblin' auf ihre Kosten. Das smarte Arrangement und die Stimme des jungen Londoner Sängers Imogen Heap sorgen für eine interessante Atmosphäre, rauh und trotzdem doch irgendwie modern. Die wohl aussergewöhnlichste Idee findet sich aber auf dem vorletzen Track der CD. Im Song Blackbird hat man die Chance Jeffs Gitarre in einer wilden Konversation mit einer Amsel zu hören. Genau wie schon bei Nadia zeigt er auch hier sein schier unglaubliches Einfühlungsvermögen in ungewöhnliche musikalische Situationen. Sollte man gehört haben!

Fazit: Mit seiner neuesten Veröffentlichung unterstreicht Jeff einmal mehr, dass er ein Musiker ist, der niemals zum alten Eisen gehören wird. Seine Experimentierfreude, gepaart mit den aussergewöhnlichen Fähigkeiten eines Gitarristen, den Musiker wie Slash, Steve Lukather oder Steve Vai zu ihren Haupteinflüssen zählen, machen das Album zu einem ebenbürtigen Partner von Beck-Klassikern wie Blow By Blow oder Wired. Und rein gitarrentechnisch ist der Mann fitter den je. (HT)

Jetzt bei Planet Guitar: Interview und Workshop mit Jeff Beck.

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